In meinem zweiten Blog gebe ich Dir einen Einblick in die Grundlagen der Katzenernährung und zeige Dir, worauf Du bei der Deklaration von Katzenfutter achten solltest. Du wirst erfahren, was die Katze schmecken kann, wie oft wild lebende Katzen fressen und was die Ursachen für Über- und Untergewicht sind. Wir schauen uns einige Nährstoffe an und decken auf, ob Trockenfutter wirklich gesund für die Zähne ist und ob Katzen vegetarisch ernährt werden können.
Katzen sind Karnivoren, also Fleischfresser. Sie haben einen sehr kurzen Darm im Vergleich zu anderen Säugetieren und die Verdauungszeit beträgt 24 bis 36 Stunden. Die Katze kann vier Geschmacksrichtungen schmecken: salzig, bitter, sauer und umami (fleischig). Die Geschmackrichtung süß kann die Katze nicht schmecken. Wenn wir uns wild lebende Katzen ansehen, nehmen diese bis zu 20 Mahlzeiten am Tag zu sich. Hier sind natürlich auch Insekten inbegriffen. Die Katze hat allerdings keinen sehr großen Magen und kommt somit viel besser mit mehreren kleinen Mahlzeiten im Vergleich zu ein bis zwei größere Mahlzeiten zurecht.
Sofern Katzen zu viel oder zu wenig Gewicht auf die Waage bringen bzw. vom Erscheinungsbild nicht dem Bilde eines Normalgewichts entsprechen, kann dies vielfältige Ursachen haben. Ursachen für Gewichtszunahmen können ein Übermaß an Energie im Futter (kein hochwertiges Fertigfutter mit Übermaß an Energie und Geschmacksverstärkern), unverhältnismäßige Futtermengen, chronischer Bewegungsmangel (mangelnder Auslauf, unzureichende Beschäftigung) oder psychische Gründe (Frustration, Stress, Unterforderung, abgeschaltetes Sättigungsgefühl) sein. Einen Gewichtsverlust können Energiemangel im Futter, Fehlfunktion der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis, Pankreasinsuffizienz), Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose), Erkrankung des Magen-Darm-Trakts oder Fehlbesiedlung der Darmflora ursächlich begründen.
Wasser, Proteine, Fette, Kohlenhydrate, Vitamine und Mineralstoffe bilden die Nährstoffe für die Katze. Hier wird nicht auf Vitamine und Mineralstoffe eingegangen, da dies den Blog sprengen würde.
Die Katze als ehemaliger Steppenbewohner ist weniger auf die Aufnahme von Wasser ausgerichtet und deckt den Großteil des Feuchtigkeitsbedarfs über die Nahrung. Aus hochwertigem Nassfutter deckt die Katze ca. 70-80% ihres Feuchtigkeitsbedarfs.
Proteine sind der Grundbaustein für Gewebe- und Stoffwechselfunktionen. Bei der Fütterung mit zu geringen oder schwer verdaulichen Proteinen greift der Organismus aufgrund der Proteinmangelkompensation auf körpereigene Strukturen und verstoffwechselt diese. Dies kann zu Muskelschwund und Tod durch Organversagen führen.
Fett ist die wichtigste Energiequelle der Katze. Das Nahrungsfett dient zur Resorption der fettlöslichen Vitamine A, D, E und K. Wenn die Nahrung zu mager ist, entsteht ein Vitaminmangel. Katzen können die meisten pflanzlichen Öle aufgrund fehlender Enzymaktivitäten nicht verstoffwechseln. Lediglich die pflanzlichen Öle Nachtkerzenöl und Borretschöl sind für Katzen verwertbar.
Katzen haben keinen natürlichen Bedarf an Kohlenhydraten, da ihr die Enzyme Glucokinase und Fructokinase fehlen um Kohlenhydrate zu verstoffwechseln. Oft werden in Fertigfutter viele Kohlenhydrate aus wirtschaftlichen Gründen beigesetzt. Langfristig führen zu viele Kohlenhydrate in der Nahrung zur Belastung der Leber, Niere und Bauchspeicheldrüse und legen die Basis für Blasenentzündungen und Kristalle.
Beginnen wir einmal mit den Bezeichnungen, die auf Katzenfutter oft wieder zu finden sind: Fleisch- und tierische Nebenerzeugnisse sind Schlachtnebenprodukte, tierische Abfallprodukte, Bindegewebe, Knochen, Federn, Horn, also tendenziell minderwertige Futterkomponenten. Die Bezeichnung „reich an“ bedeutet, dass 14% der genannten Fleischsorte in dem Futter enthalten sind. Steht „Menü“ oder „Mahlzeit“ auf dem Futter, muss dies 26% der Fleischsorten beinhalten. Pflanzliche Nebenerzeugnisse sind zumeist wertlose Futterkomponenten, da dies oft Abfälle aus Pflanzenverarbeitung (Gemüseabfälle, Schalen von Hülsenfrüchten, Abfall aus Stroh- und Holzverarbeitung) sind. Nebenerzeugnisse aus der Getreideverarbeitung dienen durch Klebstoffe für die Herstellung von Trockenfutterpellets.
Hersteller deklarieren ihr Futter entweder offen oder geschlossen. Bei der offenen Deklaration sind die Futterkomponenten mit Anteilsmengen in absteigender Reihenfolge aufgeführt und teilweise prozentual noch näher bestimmt. Bei den geschlossenen Deklarationen ist lediglich die Zusammensetzung nach Futtergruppen aufgeschlüsselt, so dass die tatsächliche Zusammensetzung und der Nährwert sowie die Qualität unklar sind.
Beispiel für eine geschlossene Deklaration: Fleisch und tierische Nebenerzeugnisse (u.a. 4% Geflügel, 4% frisches Fleisch), Getreide, pflanzliche Eiweißextrakte, Mineralstoffe, pflanzliche Nebenerzeugnisse
Beispiel für eine offene Deklaration: Huhn (95%, davon ca. 75% Brustfleisch, ca. 5% Hals, ca. 5% Herz, ca. 5% Karkasse, ca. 5% Leber), Vitamine & Mineralstoffe (2%), Zucchini* (1,5%), Kokosflocken* (1,5%).
Hersteller, die ein Image für hochwertiges Katzenfutter aufbauen bzw. behalten wollen, werden das Futter offen deklarieren.
Als Argumente für Trockenfutter hört man immer wieder, es sei doch so gesund für die Zähne der Katze. In der Regel wird Trockenfutter ohne Kauen ab geschluckt oder es wird maximal einmal zerteilt. Da das Trockenfutter beim Zerteilen der schnell zerfällt, ist dies für die Zähne keine wirkliche Herausforderung. Ein größeres Stück Muskelfleisch beispielsweise erfordert viel mehr Arbeit mit den Zähnen, um dies fressen zu können. Trockenfutter legt außerdem aufgrund des hohen Stärkeanteils einen schmierigen Belag auf die Zähne, welcher ein idealer Nährboden für Bakterien und Keime schafft, in Kontakt mit Katzenspeichel aushärtet und zu Zahnsteinbefall führen kann.
Ein weiteres Problem beim Trockenfutter ist der Feuchtigkeitsgehalt. Wie weiter oben bereits erläutert, sind Katzen ehemalige Steppenbewohner, die ihren Feuchtigkeitsbedarf primär durch ihr Futter decken. Trockenfutter hat einen Feuchtigkeitsgehalt von maximal 10%, so dass Katzen zusätzlich viel Wasser für die Deckung des Flüssigkeitsbedarfs aufnehmen muss. Um Trockenfutter verdauen zu können, muss die Katze das Vierfache an Wasser aufnehmen. Ein hochwertiges Nassfutter hat im Gegensatz zum Trockenfutter einen Anteil von rund 80% Feuchtigkeit, so dass Katzen bei einer Ernährung mit hochwertigem Nassfutter sehr wenig trinken müssen.
Nicht zu vernachlässigen ist auch die Energiedichte von Nass- und Trockenfutter. Nassfutter bewegt sich in der Regel im Rahmen von 80-110 kcal auf 100 Gramm, wohingegen Trockenfutter bei 350-450 kcal je 100 Gramm liegen.
Außerdem wird bei Trockenfutter gerne mit getreidefreien Rezepturen geworben. Zur Herstellung von Trockenfutter ist allerdings ein erheblicher Stärkeanteil unerlässlich, so dass oft auf Kartoffeln oder Hülsenfrüchte zurückgewichen wird und somit der Kohlenhydratanteil viel zu hoch für Katzen ist.
Bei Rocky und Charlie verzichte ich weitestgehend auf Trockenfutter. Wenn sie doch einmal Trockenfutter bekommen, gibt es dies nicht „gratis“. Entweder müssen sie sich dies im Clickertraining erarbeiten, ich werfe wenige Stücke weit durch die Wohnung, damit sie wenigstens rennen oder ich verstecke wenige Stücke willkürlich in der Wohnung, damit sie suchen müssen. Die Zwei bekommen aktuell bis zu viermal täglich Nassfutter. Die Mengen des Nassfutters habe ich bzgl. der Kalorien berechnet und ihrem Bedarf angepasst. So hat Charlie nach drei Wochen schon 300 Gramm abgenommen und Rocky 200 Gramm. Nach sechs Wochen haben beide jeweils 500 Gramm abgenommen. Katzen sollen auch nicht zu schnell abnehmen, da dies gesundheitsschädlich ist. Demnach kann so eine Diät durchaus viele Monate andauern. Wir werden hart bleiben, auch wenn Charlie sehr gut sein mehrmaliges Verhungern am Tag „performt“.
Diese Frage hat mich tatsächlich schon das ein oder andere Mal erreicht. Katzen sind Karnivoren, also Fleischfresser. Katzen haben im Speichel keine Amylase, so dass die Katze nicht auf die Verwertung von pflanzlichen Nahrungsbestandteilen ausgerichtet ist. Erst durch die Aufnahme von fleischhaltigem Futter wird die Magensaftproduktion angeregt. Die Aufnahme von Getreide oder sehr stärkehaltigen Futtermitteln kann Magensaftproduktion nicht auslösen. Auch bei kohlenhydratreicher Ernährung wird zu wenig Magensaft produziert, wodurch die Nahrung zu lange im Magen bleibt und nicht an verdaut wird, so dass Parasiten und Krankheitskeime ungehindert in den Verdauungstrakt gelangen und dort eine Fehlbesiedelungen der Darmflora auslösen können. Besonders kritisch ist die Versorgung mit Aminosäuren bei der vegetarisch ernährten Katze. 10 von 22 Aminosäuren sind essenziell, müssen also über die Nahrung aufgenommen werden. Einige davon müssen künstlich supplementiert werden, da sie in pflanzlichen Lebensmitteln zu gering vorhanden sind. Gerade die limitierenden Aminosäuren (Methionin, Lysin, Tryptophan), die die Aufnahme weiterer Aminosäuen regulieren, gehören auch zu den essenziellen Aminosäuren. In pflanzlicher Nahrung fehlen auch essenzielle Fettsäuren. Fehlende Enzymaktivitäten sorgen bei der Katze dafür, dass sie Fettsäuren nicht aus pflanzlichen Quellen aufnehmen kann. Die Katze ist auch nicht in der Lage, hohe Mengen an Kohlenhydrate in der Nahrung zu verstoffwechseln. In der vegetarischen und veganen Ernährung wird der Kohlenhydratteil, den eine Katze noch verstoffwechseln kann, weit überschritten und so der Grundstock für Verdauungsstörungen und gravierende gesundheitliche Beeinträchtigungen gelegt.
§2 Tierschutzgesetz beinhaltet folgendes: Wer ein Tier hält, betreut oder zu betreuen hat, muss das Tier seiner Art und seinen Bedürfnissen entsprechend angemessen ernähren, pflegen und verhaltensgerecht unterbringen […]. Hieraus ist deutlich ersichtlich, dass eine vegetarische oder vegane Ernährung von Katzen tierschutzrelevant ist!
Blog aus Dezember 2023
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